Beruf: Nazijäger

Die Suche mit dem langen Atem: Die Jagd nach den Tätern des Völkermordes

Efraim Zuroff

Der Autor Efraim Zuroff ist Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem und Koordinator der von diesem Zentrum durchgeführten Ermittlungen gegen Nazikriegsverbrecher.



Inhalt

  • Vorwort
  • Danksagungen
  • Einführung
  • Vom Holocaustwissenschaftler zum Nazijäger
  • Nazis in den USA: Wer sind sie? Wie kamen sie ins Land?
  • Der Untersuchungsvorgang: Drei Fälle
  • Von Irrtümern, Unfähigkeit und Eigensinn
  • Der Fall Mengele – Die Geschichte eines Gerüchts
  • Die Fahndung wird ausgedehnt
  • Im Einsatz für ein verstärktes Engagement Israels
  • Das Motiv der Strafverfolgung
  • Australien – Nazis auf der anderen Seite des Erdballs
  • Großbritannien – die zweite Schlacht um England
  • Kanada – eingestellte Verfahren und freigesprochene Nazis
  • Schweden – eine skandinavische Zuflucht für baltische Kriegsverbrecher
  • Ist die Jagd auf Nazis vorüber?
  • Quellen- und Literaturverzeichnis
  • Ortsverzeichnis
  • Personenverzeichnis

 

Vorwort

Am Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Greuel der Endlösung der Welt offenbar geworden waren, herrschte bei den Alliierten und den Vereinten Nationen das Gefühl vor, daß etwas getan werden müsse, um diejenigen, die diese Verbrechen begangen hatten, vor Gericht zu stellen. Aus dieser Vorstellung heraus wurden die Nürnberger Prozesse in die Wege geleitet. Sie sollten den Menschen der Welt zeigen, daß den Alliierten nicht gleichgültig war, was geschehen war, und daß man dafür sorgen würde, daß die Täter für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.

Leider kamen bald die neuen Realitäten der Nachkriegswelt und die Anfänge des Kalten Krieges zum Tragen. Als Folge davon bildeten die Naziprozesse von Nürnberg das Schlußwort der Alliierten in der Frage, die Nazikriegsverbrecher vor Gericht zu bringen. Von diesem Zeitpunkt an konnten diejenigen, die in Nürnberg nicht auf der Anklagebank gesessen hatten, ihre Tage ohne die Angst verbringen, daß jemand nach ihnen suche. Tausende von Konzentrationslagerwachen und andere Kriegsverbrecher nutzten dieses Klima und flohen in den Westen, wo sie sichere Zufluchtsorte in den Vereinigten Staaten, in Südamerika, Kanada, England oder Australien fanden, wobei viele von ihnen ihr Ziel mit Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes und des Vatikans erreichten, die sie mit Pässen und Identitätspapieren ausstatteten. Unter ihnen befanden sich berüchtigte Verbrecher wie Adolf Eichmann, Josef Mengele, Franz Stangl und Walter Kutschmann, die alle nach Südamerika entkamen.
Nur Privatpersonen wie Simon Wiesenthal führten den Kampf alleine und ohne Hilfe von Regierungen und sogar von jüdischen Organisationen weiter. Es dauerte in der Tat bis in die späten siebziger Jahre, bis die Regierung der Vereinigten Staaten, hauptsächlich auf die Bemühungen der Kongreßabgeordneten Elizabeth Holtzman hin, das Office of Special Investigations (OSI) schuf, das dann versuchte, Nazis, die man in den USA entdeckt hatte und immer noch entdeckt, die Staatsbürgerschaft abzuerkennen. Andere westliche Regierungen versuchten ähnliche Anstrengungen zu unternehmen, taten dies aber ohne großen Erfolg.

Dieses Buch erzählt die Geschichte von Efraim Zuroffs einzigartiger Entschlossenheit, zuerst für das OSI, dann für das Simon-Wiesenthal-Zentrum arbeitend, die Bilanz auszugleichen und einige dieser Nazi-Kriegsverbrecher vor Gericht zu bringen. Indem Zuroff uns durch einige der berühmtesten Fälle führt, an denen er gearbeitet hat, gewinnt der Leser Einblick in die Antriebe seines Handelns und die des Simon-Wiesenthal-Zentrums, daß nämlich ein kleines Maß Gerechtigkeit besser als überhaupt keines ist und daß die Zeit nie ein Schutzschild für Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein darf.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum ist diesem Buch verpflichtet, weil wir unsere Arbeit als eine moralische Verpflichtung gegenüber den Opfern der Shoah betrachten. Zuroffs Buch wird dieser Verpflichtung gerecht.

Rabbi Marvin Hier, Vorsitzender und Begründer des Simon-Wiesenthal-Zentrums/Los Angeles

»Dieses Buch erzählt die einzigartige Geschichte eines Nazijägers, der nach dem Holocaust geboren wurde – seine Motive, seine Entschlossenheit, seine Leidenschaft für die Gerechtigkeit, seine Erfolge und seine Mißerfolge. Pflichtlektüre für jedermann, der wissen will, wie Nazis in den achtziger Jahren verfolgt wurden und ob sie in den neunziger Jahren noch der Gerechtigkeit zugeführt werden können.«
Yitzchak Mais, Direktor des Historischen Museums Yad Vashem

»Mit Entschlossenheit will er die Nürnberger Prozesse nicht als Schlußwort der Alliierten betrachten und war in den letzten Jahrzehnten für die amerikanische Organisation OSI und das Simon-Wiesenthal-Zentrum auf der Suche nach Nazi-Kriegsverbrechern. Seine wichtigsten Erfahrungen faßt er in dem Buch ›Beruf Nazijäger‹ zusammen.«
Sächsische Zeitung

»Indem Zuroff uns durch einige der berühmtesten Fälle führt, an denen er gearbeitet hat, gewinnt der Leser Einblick in die Antriebe seines Handelns und die des Simon-Wiesenthal-Zentrums...«
Literatur-Report

Efraim Zuroff:

Dr. Efraim/Ephraim Zuroff (im Bild rechts, neben ihm sein Mentor und Freund Simon Wiesenthal), geb. 1948 in New York und aufgewachsen in Brooklyn, ist Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem und Koordinator der von diesem Zentrum durchgeführten Ermittlungen gegen Nazikriegsverbrecher.
Von 1978 bis 1980 war er Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles und wurde anschließend der israelische Vertreter der 1979 von der US-Regierung geschaffenen Office of Special Investigation (OSI), deren Auftrag es war, in den USA lebende Nazikriegs­verbrecher aufzuspüren, um ihnen die US-Staats­bürgerschaft abzuerkennen und sie auszuweisen. Im Zusammenhang mit den von den Hutu an den Tutsi begangenen Massakern war er 1995 Berater der Regierung von Ruanda. Als Direktor des Jerusalemer Wiesenthal-Zentrums (seit 1986) spürte er Teilnehmer an Mord­kommandos vor allem aus Osteuropa auf. Dazu Zuroff: "Unsere Arbeit beweist, daß Daniel Goldhagen unrecht hat. Die Täter waren nicht nur gewöhnliche Deutsche und Österreicher, sondern auch gewöhnliche Kroaten, Litauer, Letten und Ukrainer".
Das Foto zeigt Efraim Zuroff (re.) und Simon Wiesenthal (Foto: Samuel Laster)

In den Ketzerbriefen erschienen:

  • Völkermord - Straffreiheit und Verantwortlichkeit. Warum ich nach Ruanda mußte (in Ketzerbriefe Nr. 66)
  • Kroatien vor Gericht (in Ketzerbriefe Nr. 82)


Reihe: Unerwünschte Bücher zum Faschismus Nr. 10
Efraim Zuroff
Beruf: Nazijäger
Die Suche mit dem langen Atem: Die Jagd nach den Tätern des Völkermordes
336 S., mit Personen-, Orts-, Quellen- und Literaturverzeichnis
EUR 21,-
ISBN: 978-3-89484-555-1
(ISBN-10: 3-89484-555-4)
Erschienen 1996

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